Goldimplantation / Goldakupunktur

Geschichte • Methode • Wirkungsweise • Einsatzgebiet • Fallbeispiel • Tierärzte

„The dogs are happy, the owners are happy – that makes me happy“ (“Die Hunde sind glücklich, die Besitzer sind glücklich - das macht mich glücklich“) schrieb Jens Klitsgaard in einer 1996 erschienenen Veröffentlichung. Klitsgaard berichtete über erfolgreiche Goldimplantationen bei Hunden mit chronisch schmerzhafter Hüftgelenkdysplasie (HD).

Die Methode hat ihren Ursprung in Amerika. Klitsgaard erfuhr erstmals 1988 von seinem Kollegen Terry Durkes in den Vereinigten Staaten davon und war neugierig und fasziniert zugleich. Er sah die Möglichkeit, schmerzhafte Hüftgelenkoperationen bei Hunden zu vermeiden.
1993 diskutierte Klitsgaard die Technik der Goldimplantation nochmals eingehend mit seinen amerikanischen Kollegen auf einem Kongress in Norwegen und implantierte nach seiner Rückkehr in Dänemark die ersten Hunde.

Wie ging Klitsgaard vor?

Klitzgaard implantierte an bestimmten Akupunkturpunkten des Gallenblasen- und Blasenmeridians kleine Goldstückchen in der Nähe des Hüftgelenks. Dazu benutzte er einen 1mm starken 24 karätigen Golddraht, den er in 2 – 2.5 mm kleine Stücke schnitt. Weiterhin verwendete er Nadeln von unterschiedlicher Länge und einem inneren Durchmesser von etwas mehr als 1 mm, in die er die kleinen Goldstückchen einbringen konnte. Mit Hilfe eines 1mm starken Stahlstiletts konnte Klitsgaard die Goldstückchen aus der Nadel vorsichtig herausstossen, wenn die Nadelspitze die richtige Stelle in der Nähe der entzündeten Gelenkkapsel erreicht hatte. Der Hund erhielt zuvor eine beruhigende Spritze, und die Narkose wurde mittels Inhalation eines Narkosegases und Sauerstoff eingeleitet und aufrecht erhalten. Nachdem die entsprechenden Stellen rasiert und desinfiziert waren, wurde die Goldimplantation durchgeführt.

Klitsgaard hatte mit dieser Methode durchschlagende Erfolge. Während 90% der Tiere eine deutliche Verbesserungen der Lahmheit oder keine Lahmheit mehr zeigten, war nur bei 10 % der Hunde ein Misserfolg zu verzeichnen. Danach wurde für Klitsgaard die Goldimplantation die Methode der Wahl für die Therapie von Hunden, die an einer chronisch schmerzhaften HD litten.

Der Wirkmechanismus der Goldimplantation ist bisher noch nicht geklärt.

Sowohl Durkes als auch Klitsgaard schlugen als Ursache für die schmerzstillende Wirkung des Goldes eine Hypothese vor, die ursprünglich von Grady Young entwickelt wurde. Young stimulierte schon in den frühen 1970gern Akupunkturpunkte mit Goldimplantaten. Ursache für Schmerzen im chronisch entzündeten arthrotischen Gelenk sei, so Young, eine Alkalose, die durch überschüssige negativ geladene Ionen im Gelenk verursacht wird. Ca-, Na-, oder H- Ionen können diese Alkalose zwar kompensieren, aber meist nicht ausreichend genug. Implantiertes Gold sei in der Lage, positive elektrische Ladungen zu emittieren und somit einen weitgehend neutralen Zustand im Gelenk herbeizuführen. Die Folge sei eine dauerhafte Schmerzlinderung. Diese Theorie ist zwar einleuchtend aber bisher noch nicht bewiesen.

Weiterhin fand Klitsgaard heraus, dass Goldimplantate auch dann wirkten, wenn sie nicht exakt an den klassischen Akupunkturpunkten platziert wurden. Klitsgaard beobachtete nämlich noch eine volle Wirkung der Goldimplantate, wenn er wegen einer stark gefüllten und entzündeten Gelenkkapsel die Goldstücke neben den Akupunkturpunkten anbringen musste.

Das Haupteinsatzgebiet der Goldimplantation ist nach wie vor die chronisch schmerzhafte und arthrotisch veränderte Hüfte und daraus resultierende schwerwiegende Folgeschäden an anderen Gelenken wie am Knie- oder Ellbogengelenk. Da die HD ein angeborenes Leiden darstellt, wird z.B. die Vorderextremität schon sehr früh überlastet. Durch die damit einhergehenden Fehlstellungen (Ausstellung des Ellbogens) kann eine Schädigung des inneren Kronfortsatzes an der Elle eintreten , was eine Lahmheit der Vorderhand zur Folge hat. Auch bei den meisten Kreuzbandrissen kann eine HD bei betroffenden Hunden festgestellt werden. Weiterhin kann eine HD auch Schäden an den Wirbelsäulengelenken und am Kreuzbein, bedingt durch sekundäre Verspannungen der Rückenmuskulatur, verursachen. Es ist daher wichtig, die Tiere ganzheitlich zu untersuchen. Somit werden auch andere krankhaft veränderte Gelenke erfasst, die dann ebenfalls mit Goldimplantaten versorgt werden können.

Ein Beispiel aus unserer Praxis wird nachstehend mit entsprechenden Röntgenaufnahmen dargestellt. Es handelt sich um eine Mischrasse, weiblich, 2 Jahre 14.4 kg. Der Hund wurde erstmals am 13.11.02 vorgestellt. Der Hund zeigte eine hochgradige Lahmheit hinten rechts. Auf leichten Druck reagierten typische „Hüfttriggerpunkte“ deutlich positiv, schmerzhafte Abwehrbewegungen konnten auch bei leichtem Druck im Kreuzbeinbereich ausgelöst werden. Im Schritt und Trab lief das Tier „zeheneng“. Weiterhin wurde hinten eine deutliche Schrittverkürzung, besonders rechts festgestellt. Aufgrund der Lahmheitsuntersuchung wurde der Verdacht einer beidseitigen HD ausgesprochen.

Bild 1:
Die Röntgenaufnahme bestätigte den Verdacht. Die Diagnose lautete „schwere HD“. Dem Besitzer des Tieres wurde empfohlen, eine Goldimplantation durchführen zu lassen. Der Besitzer entschied sich jedoch zunächst für eine konservative Behandlung des Tieres mit den gängigen Schmerz- und Entzündungshemmern.

Bild 2:
Am 21.03.05 wurde das Tier erneut vorgestellt. Der Besitzer hatte sich jetzt  für die Goldimplantation entschieden. Das Tier konnte praktisch nicht mehr laufen und die Schmerzreaktionen bei nur leichtem Druck auf die „Triggerpunkte“ hatten sich deutlich verstärkt. Nach einer „Beruhigunsspritzte“,  Einleitung und Aufrechterhaltung der Narkose mittels Inhalation eines Narkosegases, wurde eine Röntgenaufnahme angefertigt. Das Bild zeigte eine schwere HD mit zusätzlichen massiven Arthrosen, besonders am rechten Hüftgelenk. Jetzt wurde das Tier zur Goldimplantation vorbereitet.

Bild 3:
Die Implantation der Goldstückchen erfolgte an individuellen Punkten an beiden Hüftgelenken, im Bereich des Kreuzbeines und am Unterschenkel in der Nähe des Kniegelenks. Nach Beendigung der Narkose konnte das Tier den Besitzern im wachen Zustand mitgegeben werden. Innerhalb von zwei Wochen besserte sich der Zustand des Tieres derart, dass praktisch keine Lahmheit mehr festzustellen war. Am 29.04.06 berichtete der Besitzer: „Es ist alles viel besser, kein Hinken mehr, im Gegensatz zu früher als „Marla“ nur auf drei Beinen lief. „Marla“ braucht keine Schmerzmittel mehr.“ Das ist bis heute so geblieben. 

Die  Weiterentwicklung und Verbesserung der Methode erfolgte durch  Dr. M. Kasper (Fachtierarzt für Akupunktur und Neuraltherapie, Tierklinik Aspern, Wien) und Dr. A. Zohmann (Fachtierarzt für Akupunktur und Neuraltherapie, Vierbeiner-Reha-Zentrum, Bad Wildungen). Von diesen Kollegen wurde inzwischen auch ein Arbeitskreis gegründet, dem  Kollegen angehören, die sich auf die Methode spezialisiert haben (http://www.goldimplantation.com/). In diesem Arbeitskreis werden Erfahrungen ausgetauscht und neue Entwicklungen auf diesem Gebiet diskutiert.

Literatur:
Durkes, T. E.: Gold Bead Implants. In: Schoen, A. (Hrsg): Veterinary Acupuncture. Ancient Art to Modern Medicine. Mosby-Verlag, USA 1994: 285 – 290
 
Klitsgaard, J.: Goldimplants, practical experience with 400 hipdysplasia cases in the dog. Proceedings of the annual international congress on veterinary acupuncture 22ND
1996 IVAS 

Die Kleintierpraxis Kathrin Minck bei Google-Maps Am Hohen Rain 6, 64372 Ober-Ramstadt
Copyright © Kleintierpraxis Kathrin Minck | Impressum | Datenschutzerklärung